Mediation
Wenn das Miteinander wehtut

Wer kennt den Streit nicht, der uns bis in die Knochen erfrieren lässt? Ein Ausweg aus dieser schwierigen Situation ist steuerbar.

Konfliktwahrnehmung und der Umgang miteinander.
Konstruktive Kritikfähigkeit und Streitbeilegung.
Lernprozess und Lösung komplexer Entscheidungsprozesse.

     
 

Mediation ist ein von einem Mediator geleitetes Gespräch zwischen zwei oder mehreren Parteien, die gemeinsam, verantwortungsvoll, freiwillig und aktiv auf der Suche sind nach einer selbst erarbeiteten und selbst bestimmenden Win-Win-Lösung für ihren Konflikt. Ein strukturiertes und genaues Verfahren, flexibel, informell und vollkommen vertraulich, bedeutet für die Medianten eine wirksame, verbindliche und individuelle Möglichkeit, ihren Ausweg zu finden.

Jeder Konflikt hat eine eigene Form und einen eigenen Inhalt. Er ist gleichzeitig gekennzeichnet durch folgende drei Elemente: 1. gegenseitige Zielbehinderung mit sachlichem Inhalt, einem substanziellen Thema, das meist im Vordergrund steht, 2. wechselseitige Abhängigkeit, 3. eine Verletzung auf der Beziehungsebene, mehr oder weniger verborgen, häufig unbewusst.

Vertrauen ist die Grundlage jeder Beziehung. Es geht darum, die eigene persönliche Welt und persönlichen Werte, das eigene Wertesystem genau zu kennen und es zu verstehen. In einem Streit hat jeder seine eigene Sicht der Dinge. Komplexe wechselseitige Verflechtungen gesellschaftlicher Strukturen und individuelle Lebensgeschichten spielen dabei eine wichtige Rolle.

Emotionen in voller Intensität liegen jedem Konflikt zugrunde und wollen – sie müssen sogar – wahrgenommen und respektiert werden. Sie sollten auch an- und ausgesprochen werden. Destruktive Konflikte, die uns und den anderen schmerzen, sind zwischenmenschlich, beziehungsorientiert und daher emotional, manchmal unbewusst, auch erschütternd. Sie finden zwischen Menschen statt, die einander nicht verstehen und sich bis hin zur Verachtung begegnen. Häufig münden die destruktiven Konflikte sogar in dem Versuch, sich gegenseitig Schaden zuzufügen. Wenn wir das berücksichtigen, werden wir verstehen, warum subtile Gewalt allgegenwärtig ist.

Im Mediationsprozess wird aus verschiedenen Realitäten in feiner Facettierung eine gemeinsame Wirklichkeit kreiert, Meinungsverschiedenheiten werden erörtert, Wege des Konsens gesucht – und gefunden.

Selbst bei der kognitiven Diversität, das Problem aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtend, können wir einen durch den Mediationsprozess erweiterten Blick für Zusammenhänge gewinnen. Diese Sicht ermöglicht Ihnen, sich aktiv und verantwortungsvoll auf die Lösungsoptionen zu konzentrieren. Die kreativen Optionen werden gemeinsam erarbeitet, analysiert und bewertet und führen zu einem positiven Ergebnis, bei dem individuelle Interessen und Bedürfnisse berücksichtigt werden. Als Abschluss folgt eine schriftliche und für die Parteien verbindliche Vereinbarung. Ein begleitendes Follow-up ist möglich und empfehlenswert. Es kann im Anschluss separat vereinbart werden.

Mediation trägt in allen Lebens- und Arbeitsbereichen zur Kultur des Vertrauens bei und hilft, die Gedanken des kooperativen Konfliktmangements zu etablieren – ein schonender Umgang mit allen Ressourcen sowie mit der Zeit.

Mediation als Streitbeilegungsmethode ist nicht nur im geschäftlichen, sondern auch im privaten Bereich einsetzbar: im Fall einer Scheidung, beim Sorgerecht, bei anderen Familienkonflikten, in der Nachbarschaft. Mediation ist kein einfaches Allheilmittel, jedoch eine wirksame Methode, um in konstruktiver Kooperation weitaus mehr zum Verstehen in unserer Umgebung beizutragen als durch Konfrontation. Diese Art des Vorgehens verschiebt langsam aber sicher die Evolution in Richtung Frieden.

 

Mediation und Wirtschaft

Durch ungeklärten Streit wird die wichtigste Ressource in Ihrem Unternehmen blockiert, nämlich der Mensch selbst. Es ist unerheblich, ob es sich dabei um eine horizontale oder vertikale innerbetriebliche Auseinadersetzung oder einen Streit mit Ihren Kunden, Lieferanten oder Partnern handelt. Mediation ist als Konfliktlösung in der Wirtschaft allgemein, als innerbetriebliche Maßnahme, im Familienunternehmen, bei der Frage einer Nachfolgeregelung oder auch bei anderen Themen im familiär-geschäftlichen Kontext einsetzbar. Mediation ist als Lösungsfindungsweg auch in interkulturellen sowie bei internationalen Konflikten wirksam.

Die Lösung mit einem Win-Win-Ausgang anzustreben ermöglicht Ihnen die Konzentration auf das Wesentliche: auf Ihr Leben, Ihre Arbeit, auf die Wirkung, die Sie erzeugen wollen. Eine gerichtliche Lösung zu erwirken ist kosten- und zeitintensiv, der Ausgang ist dabei ungewiss – am Ende steht immer eine Partei, die gewinnt, und eine andere, die verliert. Oft genug werden unbefriedigende Kompromisse geschlossen – zum Nachteil aller Beteiligten. Daher sei nicht zuletzt der wirtschaftliche Vorteil der Mediation erwähnt.

 

Was dürfen Sie von Ihrem Mediator erwarten?

Aus meiner Erfahrung als Ärztin und von meiner Arbeit mit Menschen weiß ich, dass Referenzen und Reputation eine entscheidende Rolle spielen. Vor allem ist es von größter Bedeutung, dem Mediator zu vertrauen. Ihr Gefühl ist wichtig, sich auf den Menschen verlassen zu können, bevor Sie eine Entscheidung treffen. Mediation ist kein therapeutisches Verfahren, die Kriterien für die Auswahl eines Mediators sowie eines Arztes sind jedoch vergleichbar.

Der Mediator sollte sich in Sie hineindenken können und Ihnen das Gefühl vermitteln, im Laufe der Begleitung bei ihm gut aufgehoben zu sein. Lebenserfahrung, Stressresistenz, Toleranz, Haltung, Authentizität, offene Wahrnehmung und Sinn für Humor sind hierbei von entscheidender Bedeutung.

Es erfordert viel Fingerspitzengefühl, Sensibilität im Umgang mit der Komplexität des Konfliktes und mit den Menschen, die daran beteiligt sind. Es ist ebenfalls wichtig, den Gesamtkontext mit Augemaß für die Details und alle  Zusammenhänge gleichzeitig zu erkennen, und es ist auch notwendig, um diese Leistung zu vollbringen. Für den Mediator ist seine Arbeit vergleichbar mit dem Blick einerseits durch die Linse eines Teleskops und andererseits durch die eines Mikroskops, um Nähe und Distanz ausbalancieren zu können. Im Kontext des Simplexity-Trends fügt der Mediator eine klare Form mit komplexen Gedankenprozessen zu einer kohärenten Einheit zusammen.

Der Mediator fungiert als eine Art Katalysator für die Prozesssteuerung, er ist für die Transparenz verantwortlich und hilft Ihnen, eine Lösung zu finden, für die er jedoch nicht verantwortlich ist. Er dient als Unterstützung für Sie, Ihre Sicht der Dinge zu erweitern und dadurch eigenverantwortlich die für Sie relevanten Entscheidungen zu treffen und zu einer konkreten Lösung zu finden. Fachliches Wissen ist in einem bestimmten Kontext vorteilhaft, jedoch nicht unbedingt erforderlich.

Der Mediator unterliegt als Vertrauensperson strenger Verschwiegenheit und kann im Falle eines folgenden Rechstreits nicht als Zeuge benannt werden.

 

Es ist nicht genug zu wissen,
man muss es auch anwenden;
es ist nicht genug zu wollen,
man muss es auch tun.

Johann Wolfgang von Goethe